Klimaneutralität trotz Zeitenwende .
26-04-23
3. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050: Betreiben und Bauen mit Weitblick
Darmstadt (hds).- Klimaschutz ist eine Jahrhundertaufgabe für die Gesellschaft. Auch die soziale Wohnungswirtschaft arbeitet – trotz Zeitenwende – zielgerichtet und so zügig wie möglich auf die Klimaneutralität ihrer Unternehmen und Bestände hin. Die Suche nach bezahlbaren und alternativen Lösungen für die wohnungswirtschaftliche Praxis, die angestrebte CO2-Neutralität im Betrieb der über 2,1 Millionen Wohneinheiten im Bestand der Partnerunternehmen, der Einstieg in das kreislaufgerechte Bauen bildeten daher den thematischen Rahmen des 3. Fachkongresses der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) am 24. und 25. April 2023 im Kongresscenter darmstadtium. Unter dem Motto „Klimaneutral betreiben | Ressourcenoptimiert bauen | Zukunftsfähigkeit organisieren“ trafen sich rund 240 Vertreter:innen der mittlerweile über 200 Partnerunternehmen sowie der zwölf Institutionellen Partner: EBZ, GdW und zehn ihm angeschlossene Regionalverbände. Seit Anfang 2020 arbeiten sie mit mehreren von der IW.2050 entwickelten Werkzeugen an Energie- und CO2-Bilanzen, Klimastrategien und Best-Practice-Lösungen für die Umsetzung von Klimaneutralität im Wohnungswesen – ohne soziale Verwerfungen und faktisch orientiert an den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Unternehmen.
Die Rahmenbedingungen werden immer herausfordernder
Die aktuelle Situation für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ist allerdings mehr als herausfordernd: Pandemie, Krieg, Energiekrise, Material- und Handwerker-Mangel, eine volatile Finanzwelt mit steigenden Zinssätzen verschärfen die Situation. Hinzu kommen weiterhin bestehende – und in Teilen durch die Politik noch verschärfte – regulatorische Rahmenbedingungen. Zwar sind einige der in der letzten Woche durch den Koalitionsausschuss getroffenen Änderungen am ersten GEG-Entwurf als positiv zu werten – insbesondere der Wegfall des Betriebsverbots für 30 Jahre alte Heizkessel. Jedoch fehlt auch in der aktuellen Fassung der Novelle eine adäquate Zuschussförderung für Wohnungsunternehmen, um die Defossilisierung der Wärmeversorgung, die lokale Produktion erneuerbarer Energien und die energetische Sanierung so voranzutreiben, dass trotzdem auch zukünftig bezahlbare Mieten möglich sind.
Ein weiterer Kritikpunkt sind unrealistische Fristensetzungen – vor allem aufgrund der fehlenden Kapazitäten in Handwerk und Zulieferindustrie. Nachbesserungspotenzial besteht auch bei der Wärmelieferverordnung, bei einer Beschleunigung des Ausbaus von PV-Anlagen, bei der viel zu niedrigen Klimakomponente im WohngeldPlus-Gesetz, beim dringend nötigen Einsatz der Digitalisierung in Bezug auf die Erfassung von Nutzerdaten oder beim Festhalten am Konzept der Effizienzhäuser. Auch sollte eine enge Verknüpfung mit der kommunalen Wärmeplanung stattfinden. Trotz der genannten unvorteilhaften Bedingungen ist die Branche im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bestrebt, ihren Beitrag zur Transformation zu leisten. Sie setzt alles daran, den erforderlichen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft in nur zwei Jahrzehnten zu vollenden.
Unter aktuellen Vorzeichen: Was ist realisierbar?
Anerkannte Referent:innen und Diskutant:innen aus der wohnungswirtschaftlichen Praxis, der Politik, Wissenschaft und Industrie standen in Darmstadt für ein inhaltsreiches Programm an beiden Kongresstagen. Sie alle – wie auch die branchenerfahrene Fachjournalistin und Moderatorin Ulrike Trampe – waren Garanten für den gewünschten umfassenden Wissenstransfer und vertiefenden Gedankenaustausch.
Axel Gedaschko, Vorstandsvorsitzender der IW.2050 und GdW-Präsident, eröffnete den Fachkongress mit einer Wertung der in der vergangenen Woche von der Regierung verabschiedeten Beschlüsse zur geplanten GEG-Novelle: „Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft sieht mit großer Sorge, dass die Vorgaben angesichts der aktuell sehr schlechten Bau- und Finanzierungsbedingungen nicht realisierbar sind – und vor allem nicht sozial verträglich umsetzbar. Damit wird sich das Erreichen der Klimaziele als Hauptanliegen der Regierung weiter verzögern.“ Umso mehr sei die enge Zusammenarbeit, der Wissenstransfer und der stetige fachliche Austausch innerhalb der Branche, der durch eine Institution wie die IW.2050 enorm befördert werde, ein Muss für Wohnungsunternehmen jeglicher Größenordnung. Mit den Fakten der Erreichbarkeit der Klimaneutralität im Gebäudesektor befasste sich in seiner Keynote Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch, EGS plan Ingenieurgesellschaft mbh. Impulse zu den aktuellen politischen Entscheidungen gab Christian Maaß, Leiter Abteilung Energiepolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), der sich in der anschließenden Diskussion den kritischen Fragen von Prof. Dr.-Ing. Fisch, Axel Gedaschko und denen des Fachpublikums stellte. Deren Fokus lag eindeutig auf Umsetzbarkeit, Förderung, Finanzierung und Zeitläufen. Vor dem abendlichen Netzwerken am ersten Kongresstag gab es einen Einblick in die Technik serieller Lösungsansätze – ein Beitrag aus dem Kooperationsbereich des GdW mit einem hohem Aktualitätsanspruch. Ein Aspekt, der am Folgetag in praktischer Umsetzung erneut aufgegriffen wurde.
Ökonomische Perspektiven erfordern Unterstützung
„Warum sind die Arbeiten an Klimastrategien und die fortlaufende Auseinandersetzung mit dem Portfolio, der CO2-Bilanzierung des Bestands sowie die resultierenden nötigen und sinnvollen Maßnahmen so wesentlich für unsere Branche?“ Diese Frage stellte Dr. Thomas Hain, stellvertretender Vorsitzender der IW.2050 und Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW), zu Beginn des zweiten Kongresstages – und gab auch gleich die Antwort: „Aus unserer Erfahrung heraus ist es essenziell, dass Wohnungsunternehmen ihre Bestände in ihrem Entwicklungsbedarf hinsichtlich der Klimaziele so gut kennen, dass sie abschätzen können, mit welchem Aufwand und welcher Strategie sie welchen Zielpfad bis 2045 einschlagen. Nur so können sie ökonomische Effekte und Auswirkungen auf das Unternehmen abschätzen.“
Nach seinen einleitenden Worten startete der Tag mit einer Diskussion vorwiegend hessischer Akteure. „Wie ändern sich die Rahmenbedingungen für kommunale und öffentlich geführte Wohnungsunternehmen unter den Vorzeichen von Klimaneutralität und Zeitenwende?“ Die Planungen zur kommunalen Wärmewende in Hessen und auf Bundesebene bildeten den zweiten inhaltlichen Schwerpunkt. Auf dem Podium: Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen; Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand VdW südwest; Armin Niedenthal, Vorstand bauverein AG Darmstadt; Dr. Andreas Koch, Teamleiter Quartier & Stadt, dena; Thilo F. Vorhauer, Abteilungsleiter Wärmewende, Energieeffizienz und Klimaschutz, LEA LandesEnergieAgentur Hessen; und Dr. Thomas Hain. Im Fokus der Runde stand auch die Frage: Wie kann das Land die Wohnungsunternehmen in öffentlicher Hand auf ihrem Klimapfad mit seinen vielfältigen resultierenden Maßnahmen unterstützen?
Praxisnahe Fokus-Sessions
Der Nachmittag war 15 Fokus-Sessions gewidmet – jeweils fünf fanden parallel statt, moderiert vom Fachteam der IW.2050. Abgedeckt wurde ein äußerst breites Themenspektrum, dargeboten von Fachleuten aus den IW.2050-Partnerunternehmen, den Branchenverbänden, Hochschulen und Expert:innen aus den Reihen externer Dienstleister. Auf der Agenda unter anderem: EU-Taxonomie, regenerative Wärmeversorgungspotenziale für Siedlungen und Quartiere, Kommunale Wärmewende und Wohnungswirtschaft, Modernisierung als Nurstromhaus, klimaneutrale und klimaresiliente Quartiere, Kommunikation des Klimapfads ins Unternehmen, Planungshilfen für den standardisierten Holzbau, lebenszyklusorientierte Bau- und Betriebsprozesse, serielle Sanierungsmodelle, Kreislaufwirtschaft und zirkuläres Bauen.
Die Zusammenfassung des Kongresses lag in den Händen von Michaela Meyer, Stellvertretende Vorständin der IW.2050, Bereichsleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung der Joseph-Stiftung Bamberg. Sie zog ein durchweg positives Fazit der beiden Tage: „Die Beiträge waren angefüllt mit konkreter Inspiration für die Umsetzung des Transformationsprozesses im eigenen Unternehmen. Ebenso wie die Arbeit in der Initiative Wohnen.2050 in den letzten dreieinhalb Jahren, hat die Veranstaltung die dringend benötigte Motivation für den weiteren Weg zur Klimaneutralität gegeben. Die Organisation in einer starken Gemeinschaft – mit geballtem fachlichem Know-how – ist die beste Grundlage, die wachsenden Herausforderungen Schritt für Schritt zu meistern.“
Felix Lüter, geschäftsführender Vorstand der IW.2050 und Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltigkeitsmanagement der NHW, präsentierte zum Abschluss das Graphic Recording des Fachkongresses, in dem Zeichner Matthias Süß die wesentlichen Erkenntnisse für alle Teilnehmer:innen grafisch aufbereitet hatte. Lüter schloss mit einem Appell: „Die intensiven Debatten – auch in den letzten beiden Tagen – über die GEG-Novelle und die Reform der Europäischen Gebäuderichtlinie belegen, dass Klimaneutralität acht Jahre nach dem Pariser Klimaschutzabkommen im Ordnungsrecht angekommen ist. Die Zeit ist extrem knapp, die Klimaziele umzusetzen. Eine Realisierung wird damit immer schwieriger. Jedes Zögern verschärft die Herausforderung. Strukturiertes, zielgerichtetes unternehmerisches Handeln ist dringend geboten. Entscheidend dafür ist es, konkret mögliche Wege zur Klimaneutralität für den eigenen Gebäudebestand zu ermitteln. Vor allem das Wissen um Kosten und eigene Finanzierungslücken ist wesentlich. Nur so können sich Wohnungsunternehmen jeder Größenordnung aktiv und fundiert mit ihren wichtigen Anspruchsgruppen über die notwendige Unterstützung austauschen.“
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Die Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) ist ein bundesweiter Branchen-Zusammenschluss. Sein Ziel: Die CO2-Emissionen der teilnehmenden Unternehmen gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen so zu minimieren, dass das globale „Kleiner-Zwei-Grad-Ziel“ eingehalten wird. Die Initiative versteht sich als Unterstützung der Wohnungsunternehmen und ihrer Verbände zur Erreichung der Klimaziele – aus der Branche für die Branche. Unter den über 200 Unternehmenspartnern sind sieben der zehn größten Wohnungsunternehmen in Deutschland. Insgesamt vereinen die Gesellschaften über 2,1 Millionen Wohneinheiten, die bis 2045 klimaneutral entwickelt werden sollen. Weitere 12 Institutionelle Partner sind die Hochschule EBZ Business School, der Spitzenverband GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sowie die Regionalverbände VdW südwest, VdW Rheinland Westfalen, VSWG – Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, vdw Sachsen, VdW Bayern, VdW – Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen, vbw Baden-Württemberg, der VNW – Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen, der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen und der vtw – Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V.
Mehr Informationen zur Initiative Wohnen.2050 unter: www.iw.2050.de, twitter.com/Wohnen2050, https://www.linkedin.com/company/initiative-wohnen-2050-e-v und im eigenen Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCd9Amq_dwa53i9xXFEJK8BA
V. i. S. d. P.: Felix Lüter, Leiter Kompetenzcenter Nachhaltigkeitsmanagement und Geschäftsführender Vorstand der IW.2050 e. V.,
T. (0) 69-678674 –1280, E-Mail: felix.lueter@naheimst.de
Pressekontakt: hd…s agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit, Heike D. Schmitt, Anke Brockert, Kaiser-Friedrich-Ring 23, 65185 Wiesbaden, T. (0) 611-99 29 – 111 / – 116, E-Mail: h.d.schmitt@hds-pr.com, a.brockert@hds-pr.com