Unter Handlungsdruck.
12-08-20
Gemäß dem Pariser Klima-Abkommen mit seinem postulierten „Kleiner-Zwei-Grad-Ziel“ muss bis spätestens 2050 auch der gesamte Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Das setzt alle Akteure der Wohnungswirtschaft enorm unter Druck, unabhängig von der Zahl der jeweils verwalteten Wohneinheiten. Dass auch hier gemeinschaftliches Agieren – wofür die Branche schon immer steht – gefragt ist, verdeutlicht der Erfolg der Initiative Wohnen.2050. Ende 2019 ins Leben gerufen, bündelt sie Know-how und ist Plattform für Zusammenarbeit und Austausch. Auch kleinere Wohnungsunternehmen sollen so zeitnah zu einer effektiven Klimaschutz-Strategie gelangen und ihren erforderlichen Finanzierungsbedarf sowie benötigte Zuschüsse konkret abschätzen können. Hinzu kommt das Ziel, von Politik und Wirtschaft besser gehört, verstanden und unterstützt zu werden. Auch für andere Branchen soll dieser Vorstoß richtungsweisend sein.
„Wir haben keine Zeit, wir brauchen ungeheuer viel Geld, aber wir müssen es schaffen!“ Felix Lüter, Geschäftsführender Vorstand der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) bringt es auf den Punkt. Fakt ist: Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von historischem Ausmaß – und das schließt die Wohnungswirtschaft mit ihrem Versorgungs- und Sozialauftrag mit ein. In Anbetracht dieses Handlungsdrucks trat 2019 die IW.2050 auf den Plan. Seither haben sich bereits 52 Wohnungsunternehmen aus elf Bundesländern und sieben Institutionen der Gemeinschaft angeschlossen. Eine starke Gruppe, die derzeit fast 1,4 Millionen Wohneinheiten vertritt und täglich wächst, denn aktuell haben weitere 17 Interessenten ebenfalls ihre Mitarbeit in Aussicht gestellt. Aus Hessen sind mittlerweile zehn Wohnungsunternehmen dabei.
Starke Stimme der Branche
Neben dem interdisziplinären Austausch von Know-how und Erfahrungswerten, der zeitnahen Entwicklung von Konzepten und Lösungsstrategien wird aktiv finanzielle Unterstützung seitens der Politik eingefordert. „Wir müssen geschlossen auftreten und mit einer starken Stimme sprechen“, so Lüter, „denn alleine kann die deutsche Wohnungswirtschaft diese Mammutaufgabe definitiv nicht bewältigen.“ Bundesweit nimmt dieser Zusammenschluss in der Wohnungswirtschaft schon jetzt eine Vorreiterrolle mit großem öffentlichem Engagement ein. Lüter möchte vor allem auch kleinere Wohnungsunternehmen ansprechen, sich der Allianz anzuschließen. Denn alle haben derzeit die gleichen Fragestellungen – unter anderem: Wie ermittle ich mein CO2-Budget? Wie erstelle ich meine Konzern-Energiebilanz? Muss ich meine Modernisierungsquote steigern? Wenn ja: Um wieviel genau? Was sind geeignete technische Maßnahmen? Wie finanziere ich all das?
Bei der Gründung in Berlin hatten sich die Partner der IW.2050 Ende Januar 2020 für die Rechtsform e. V. entschieden und einen professionell besetzten Vorstand gewählt. Der Beitritt anderer Wohnungsunternehmen jeder Größenordnung ist nach wie vor jederzeit möglich. Seit März 2020 haben bislang 11 Online-Fachveranstaltungen mit jeweils bis zu 80 Teilnehmern stattgefunden. Schon nach wenigen Monaten existieren bereits praxisnahe Excel-Werkzeuge, die es den Partnern ermöglichen, individuell für ihr Wohnungsunternehmen ihre eigene IST- und Ziel-CO2-Bilanz für ihre Klimastrategie zu ermitteln. Wissenstransfer und Know-how-Vermittlung stehen daher besonders im Fokus. Axel Gedaschko, GdW-Präsident und Vorstandsvorsitzender der IW.2050 konstatiert: „Die meisten unserer GdW-Mitgliedsunternehmen haben weniger als 20 Mitarbeiter. Für sie ist es unmöglich, alles selbst umzusetzen. Daher ist partnerschaftliches Handeln so wichtig!“
Die Initiative wird von einem Experten-Team unter Leitung des Geschäftsführenden Vorstands beraten. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, um die Positionierung zu stärken, rundet das Angebot ab. Vernetzung und stetiger Austausch sind feste Bestandteile der Formate.
Die Website www.iw2050.de hat seit Ende April einen internen Login-Bereich für die Partner, in dem exklusiv alle Dokumentationen der Veranstaltungen eingestellt werden. Neumitgliedern ist somit ein schneller fachlicher Einstieg und Anschluss möglich. Die verabschiedete Satzung sieht Jahresbeiträge – je nach Unternehmensgröße – von 1.500 bis maximal 10.000 Euro vor.
Unterstützung durch Verbände und EBZ
Der Dachverband GdW war, ebenso wie der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e. V. (VdW südwest) und die EBZ Business School GmbH als Bildungseinrichtung der Branche vom Start weg engagierter Unterstützer der Initiative. Zum Kreis der institutionellen Partner gehören zwischenzeitlich auch der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW West), der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG), der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen (VdWNB) sowie der Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU).
Axel Gedaschko verwies schon bei der Gründungsversammlung auf das enge Zeitfenster und die hoch gesteckten Ziele: „Um das postulierte Zwei-Grad-Ziel und einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 zu erreichen, gilt es, den Einsatz noch einmal deutlich zu erhöhen. Jedes Unternehmen braucht hierfür zwingend eine klare Perspektive und einen verlässlichen Entwicklungspfad für die nächsten 30 Jahre, um politisch, strategisch und operativ handlungsfähig zu sein. Nur mit vereinten Kräften können nötige Entscheidungen für die Zukunftssicherheit aller gefällt werden. Die Branche braucht eine starke gemeinsame Stimme, um der Bundespolitik die Dimension der Herausforderung zu verdeutlichen.“
Es geht um mehr als nur die Hülle
Größte Herausforderung für die ganze Branche ist die Modernisierung ihrer Wohngebäude, die nicht selten in den 50er bis 70er Jahren errichtet wurden. Technisch, so Lüter, sei es durchaus möglich, ein Bestandsgebäude so zu modernisieren, dass es Klimaneutralität erlangt. Hierzu bedarf es neben einer guten Hülle vor allem erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung. Für ihn ist damit ein Paradigmenwechsel im Bausektor eingeleitet. Als Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltigkeitsmanagement der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW) identifiziert er eine weitere Stellschraube: Die Modernisierungsquote in der Wohnungswirtschaft muss massiv gesteigert werden! Derzeit beträgt sie ein Prozent – zu wenig, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Es müssten mindestens zwei Prozent sein, ausbaufähig auf drei, denn das ist das EU-Ziel. Eine Größenordnung, von der die Wohnungsunternehmen bisher nur träumen können.
Know-how-Plattform mit Benchmarking
Der Zusammenschluss agiert als Plattform nach dem bewährten Open-Source-Prinzip, da einerseits Know-how eingebracht, parallel aber auch vom Wissen und den Erfahrungen anderer Partner profitiert wird – klassisches Benchmarking. Hinzu kommt das Setzen von Berechnungs- und Bilanzierungsstandards, inklusive Lösungen und Tools für die ressourcensparende Entwicklung von unternehmensspezifischen Wegen zur Klimaneutralität. All dies wird gemeinsam erarbeitet und ausgetauscht, Erfahrungen aus Pilotprojekten geteilt und dokumentiert. So bekommen auch kleinere Wohnungsunternehmen die Chance, sich ökonomisch und ökologisch zu positionieren.
„Heute anstoßen, was wir bis 2050 erreichen wollen“
„Mit bloßen Lippenbekenntnissen und Green Washing ist es heute längst nicht mehr getan – damit sind die hoch gesteckten, in Paris multilateral vereinbarten Klimaziele sicherlich nicht zu erzielen. Das gilt ganz besonders für uns in der Wohnungswirtschaft. Wir denken von jeher in Jahrzehnten. Was wir in 20 oder 30 Jahren erreichen wollen, müssen wir heute anstoßen. Oder andersrum: Was wir heute bauen, steht auch in Jahrzehnten noch. Meine Einschätzung: Wir sind als Gesellschaft mittlerweile gut unterwegs, haben uns jedoch spät auf den Weg gemacht“, fasst Dr. Thomas Hain, Stellvertretender Vorstand der IW.2050 und Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW), die Situation zusammen. Sein Fazit: „Wir müssen heute anstoßen, was wir bis 2050 erreichen wollen.“ Sein Konzern war die treibende Kraft für die Initiative. Letztendlich gehe es ihm auch darum, das Thema in all seinen Facetten zu leben, umzusetzen und als integrativen Bestandteil in eine vorhandene Unternehmens-DNA zu übertragen – in alle Geschäftsfelder hinein und hin zu jedem einzelnen Mitarbeiter. Auch das habe die Initiative im Auge.
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Die Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) ist ein bundesweiter Branchen-Zusammenschluss. Sein Ziel: Die CO2-Emissionen der teilnehmenden Unternehmen gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen so zu minimieren, dass das globale „Kleiner-Zwei-Grad-Ziel“ eingehalten wird. Die Initiative versteht sich als Unterstützung der Wohnungsunternehmen und ihrer Verbände zur Erreichung der Klimaziele – aus der Branche für die Branche.
Unter den bislang 58 Unternehmenspartnern sind sechs der zehn größten Wohnungsunternehmen in Deutschland. Insgesamt vereinen die Gesellschaften rund 1,4 Millionen Wohneinheiten, die bis 2050 klimaneutral entwickelt werden sollen. Weitere institutionelle Partner sind die Hochschule EBZ Business School, der Spitzenverband GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sowie die Regionalverbände VdW südwest, VdW West, VSWG – Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften, VdWNB – Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen sowie BBU – Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen. Mehr Informationen zur Initiative Wohnen.2050 unter: www.iw.2050.de, twitter.com/Wohnen2050 und im eigenen Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCd9Amq_dwa53i9xXFEJK8BA
V. i. S. d. P.: Felix Lüter, Leiter Kompetenzcenter Nachhaltigkeitsmanagement und Geschäftsführender Vorstand der IW.2050 e. V.,
T. (0) 69-678674 –1280, E-Mail: felix.lueter@naheimst.de
Pressekontakt: hd…s agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit, Heike D. Schmitt, Sonja Keller, Kaiser-Friedrich-Ring 23, 65185 Wiesbaden, T. (0) 611-99 29 – 111 / – 114, E-Mail: h.d.schmitt@hds-pr.com, s.keller@hds-pr.com